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Verein zur Erforschung und Verhinderung des Brummtons




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Der Brummton und die Schulmedizin

Als ich in meinen ersten Tagen als Brummton-Betroffener den (fast schon unvermeidlichen) Spießrutenlauf durch die diversen schulmedizinische Instanzen absolvierte, wurde meinem Problem noch häufiger mit einem gewissen Unverständnis begegnet – in dem Bemühen, Antworten auf die Ursachenfrage meiner Beschwerden für mich zu finden, gingen nur wenige Ärzte das Wagnis ein, über den Tellerrand ihres „schulmedizinisch gesicherten“ Fachwissens hinaus zu blicken. Mit der Unmöglichkeit konfrontiert, für diese „Krankheit“, die keinem gängigen pathologischen Bild entsprach, eine Erklärung zu finden, verfiel die Mehrzahl der von mit konsultierten Mediziner nicht selten in das Schema, mich und meine Probleme auf Biegen und Brechen in irgendeine Schublade ihres jeweiligen Fachwissens quetschen zu wollen.

Zu den unerfreulichsten Erlebnissen dieser Art gehörten meine Erfahrungen mit der Neurologischen Abteilung der Uni-Kliniken in Köln, wo die Leiterin im Rahmen des sog. FETZ-Projektes (Früherkennungs-Therapie-Zentrum) mir eine beginnende Schizophrenie unterstellen wollte. Eine medikamentöse Therapie wurde mir dringend nahegelegt. Als ich diese Diagnose in schriftlicher Form beantragte (wobei ich auf die juristische Unterstützung unseres Vereinsleiters zurückgreifen musste – ohne den Briefkopf eines Anwaltes ließ man meine wiederholten Anfragen über den Verlauf eines Jahres vollständig unbeantwortet), erging man sich dann auf einmal in Konjunktivismen – „Könnte...“, „Wäre...“, „Hätte...“

Der Brummton – nur ein Tinnitus?

Wesentlich häufiger wird man jedoch seitens der Schulmediziner mit der Ansicht konfrontiert, die Symptomatik entspräche doch einem gängigen Tinnitus-Phänomen. Auch eine Bekannte von mir, die als Psychologin in einer Therapie-Praxis für Tinnitus-Patienten arbeitet, beharrte mit einer gewissen Vehemenz darauf, die Ursache für die von mir wahrgenommenen Brummtöne könnten einzig und allein in einer Tinnitus-Erkrankung liegen – alles andere sei doch „herbeigeredete Massenhysterie“.

Es ist immer wieder schwierig, Medizinern auseinanderzusetzen, in welchen Punkten der Brummton der gängigen Definition eines Tinnitus (lat. „Ohrgeräusch“, schulmedizinisch wird damit jede Art von Geräusch umschrieben, das im Ohr des Patienten entsteht und somit keinen Anspruch auf „reale Existenz“ hat – wie wir sehen, eine kleine, aber feine Unterscheidung) nicht entspricht. Nichtsdestotrotz ist dies wichtig, denn wenn sich auf der Gegenseite erst mal die Ansicht verhärtet hat, es lediglich mit einem Tinnitus-Patienten zu tun haben, der – störrisch – darauf beharrt, daß der Mediziner seinen Problemen ein größeres Interesse entgegenzubringen hat, als dieser für angemessen hält, sind weitere Behandlungsgespräche in der Regel nur noch wenig fruchtbar.

Warum der Brummton kein Tinnitus sein kann

Nachfolgend liste ich hier noch einmal die Argumente auf, mit denen Mediziner, die Brummton-Betroffenen helfen wollen, sich auseinandersetzen müssen, ehe sie uns in die bei ihnen so beliebte Tinnitus-Schublade stecken wollen.

1) Räumliche Einordnung der Brummton-Wahrnehmung

Fast immer, wenn ein neues Brummton-Opfer „geboren“ wird, durchläuft dieses dieselben Phasen primärer Auseinandersetzung mit seinem neuen Problem: Zuerst wird die vertraute Schlafumgebung, später in immer größeren Kreisen, nach der Quelle des jüngst wahrgenommenen Brummens abgesucht (Kühlschrank, Heizung, Elektrogeräte usw. – wir kennen das).

Die Erklärung dafür ist ebenso profan wie wichtig: Ein Tinnitus-Patient, der mit einem Mal von einem Fiepen, Zischen oder Brummen gequält wird, ist sich nur selten darüber im Zweifel, daß die „Quelle“ seiner Geräuschbelästigung direkt in seinem Ohr sitzt (Für Tinnitus-Probleme wurde früher einmal der umgangssprachliche Jargon „Kleiner Mann im Ohr“ entwickelt). Ein Brummton-Opfer ist zunächst einmal immer der Ansicht „Das kommt von Außen!“

Es ist unverständlich, daß Schulmediziner immer wieder versuchen, den Brummton-Opfern die Fähigkeit der räumlichen Einordnung ihrer akkustischen Wahrnehmung abzusprechen, die jeder Mensch ebensogut beherrscht wie räumliche Einordnung im visuellen Bereich. Vermutlich geschieht dies jedoch, weil die wenigsten betroffenen Personen mit der Beschreibung ihres Problems: „Ich höre einen Brummton!“ und „Ich bin der Meinung, das kommt von Außen!“ ihrem Ansprechpartner gegenüber präzisieren, warum das so ist.

Nachfolgende Zeichnung soll helfen, dies zu verdeutlichen:


Ebensogut, wie das abgebildete „Subjekt“ räumlich sehen kann, daß sich das miteinander sprechende Paar auf dem Sofa (2) räumlich vor dem Fernsehapparat (3) befindet und dieser wiederum sich räumlich vor dem Flugzeug (4), welches durch das Fenster zu sehen ist, ist es dazu in der Lage, dies zu hören: Das Gespräch des Paars ist näher an ihm zu hören als der Ton aus dem Fernseher, dieser wiederum ist akkustisch näher an dem Subjekt zu lokaliseren als das Rauschen des Flugzeugs.

Als Tinnitus-Betroffener seit meiner Kindheit bin ich dazu in der Lage, klar zu definieren, daß mein Tinnitus-Fiepen (1) räumlich vor all diesen akkustischen Wahrnehmungen rangiert. Subjektiv habe ich den Eindruck, der Piepston, den ich höre, befindet sich direkt in meinem Ohr (also: allen anderen akkustischen Wahrnehmungen vorgestellt).

Als Brummton-Betroffener seit nun mehr als drei Jahren, bin ich dazu in der Lage, klar zu definieren, daß der Brummton (5), den ich höre, räumlich jenseits der meisten, hier abgebildeten Geräuschquellen befindet. Also hinter den sprechenden Leuten, hinter dem Fernseher. Die meisten anderen Betroffenen werden meiner Definition sofort zustimmen wenn ich sage, ich habe den Eindruck, der Ton kommt von „irgendwo weit weg“. Subjektiv kann ich lediglich nicht mehr unterscheiden, ob sich die vermeintliche Quelle für diesen Ton noch vor dem Flugzeug oder dahinter befindet, denn hier gehen die Entfernung zu weit auseinander – so, wie man bei sehr großen Distanzen irgendwann auch nicht mehr exakt zu unterscheiden vermag, welches der Dinge, die man in unterschiedlichen Richtungen sieht, sich „näher“ an einem dran befindet.

2) Ein Tinnitus ändert sich nicht dauernd

Ein Patient, der ein Tinnitus-Geräusch hat, leidet in der Regel an einem gleichbleibenden Geräusch. Dies erklärt sich damit, daß ein Tinnitus für gewöhnlich durch die organische Beeinträchtigung des Hörapparates entsteht. Bestimmte Teile des Hörspektrums fallen durch organische Schäden aus; neuesten Erkenntnissen zufolge entsteht ein Tinnitus zumeist dadurch, daß das Gehirn (vereinfacht ausgedrückt) für den ihm nun fehlenden Bereich der akkustischen Wahrnehmung „den Lautstärke-Regler gewaltig hochdreht“ (So nach dem Motto: „Nanu, auf den Frequenzen kamen doch bisher immer irgendwelche Töne bei mir an? Warum höre ich da nix mehr??“ – Regler hochdreh’ bis irgendetwas pfeift – „Ah, da ist ja wieder etwas! – Gehirn, Ende!“).

Für die Brummton-Betroffenen ändert sich ihre Brummton-Wahrmung – nun, ich möchte nicht sagen: beinahe jede Nacht – aber so kann es bisweilen sein. Und zwar in der Intensität (um nicht zu sagen der Lautstärke) ihrer Wahrnehmung als auch in der Frequenz des Ein- und Aussetzens des Brummtons.

Die Intensität des Brummtons läßt sich mit einem Tinnitus-Patienten vergleichen, die ihren Tinnitus mal stärker, mal weniger stark zu hören glauben. Beim Tinnitus sind dies in der Regel allerdings subjektive Schwankungen – je nachdem, ob der Patient aufrund von Stress und anderen Faktoren durch das Pfeifen im Ohr mal mehr, mal weniger genervt ist, und dadurch das ihn belästigende Geräusch gerade „besser abkann“ oder nicht.

In Zusammenarbeit mit einem mich betreuenden Psychotherapeuten habe ich allerdings herausgearbeitet (und kann dies durch das von mir geführte Brummton-Tagebuch auch belegen), daß es keinen Zusammenhang zwischen meinen Brummton-Wahrnehmungen und meinen jeweils akuten seelischen Befindlichkeiten gibt. Als Brummton-Betroffener kann ich den schönsten, gesundesten, erholsamsten Tag mit viel Freizeit, Bewegung, Sonne, gesundem Essen usw. hinter mit haben, und die Nacht wachliegen, weil es brummt, daß sich die Balken biegen. Oder nach einem hektischen, stressigen, problemüberfrachteten Tag schlafen wie ein Murmeltier, weil „das Firmament schweigt“. Und umgekehrt. Es gibt keine Gesetzmässigkeiten. Der Brummton kommt und geht, wie er will (und nicht, wie ich – bewusst oder unbewusst – will).

Es ist möglich, daß der Brummton wie ein Tinnitus als „gleichbleibendes Geräusch“ wahrgenommen wird. Sehr häufig berichten Brummton-Betroffene aber darüber, daß der Ton „Ein- und wieder Aussetzt“. Brrrrrrr-Brrrrrrr-Brrrrrrr. Abgesehen davon, daß er sich auch hierin bereits eklatant von dem für gewöhnlich gleichbleibenden Fiepen oder Klingeln eines Tinnitus unterscheidet, ändert sich die Frequenz dieses Ein- und Aussetzens auch häufig. Der Vergleich mit einem „Laster, der um die Ecke im Leerlauf dröhnt“, wird viel zu häufig spontan von Neu-Betroffenen herangezogen, um ignoriert zu werden. In manchen Nächten erinnert das Ein- und Aussetzen des Brummtons an ein Schiff, dessen Schrauben in stürmischer See langsam durch die Wellen pflügen; in anderen ist der Wechsel so schnell, daß er an eine Waschmaschine erinnert, die irgendwo im Haus den Schleudergang durchläuft – die ganze Nacht lang.

Das ist auch der Grund, warum Brummton-Betroffene an ihrem Leiden so erheblich viel schwerer arbeiten müssen, als Tinnitus-Patienten. Betroffene auf beiden Gebieten sind dazu in der Lage, dies zu unterstreichen. Sich an ein permanent gleichbleibendes Geräusch zu gewöhnen – nicht hinzuhören, dieses gleichsam „auszublenden“ – ist vergleichsweise einfach. Sich an einen Brummton zu gewöhnen, der mal da ist, mal nicht, und jede Nacht anders, ist unendlich viel schwieriger. Der Versuch erinnert Betroffene sehr häufig daran, die berühmte psychische Folter mit dem Wassertropfen auszuhalten, der einem in unterschiedlichen Abständen immer weiter auf den Kopf tropft.

In der gänigen Phänomenologie von Tinnitus-Patienten sind stets wechselnde Ohrgeräusche in jedem Fall die Ausnahme – bei Brummton-Betroffenen ist das die Regel.

3) Es gibt keinen ortsgebundenen Tinnitus!

Viele Brummton-Betroffene berichten darüber, daß es, fernab von ihrem alltäglichen Wirken (und meist in einem anderen Winkel der Welt), Oasen der Stille gibt. Urlaub in Costa Rica, Dubai, auf Bali usw. haben für den einen oder anderen Betroffenen zu ein paar traumhaften Wochen ohne jede Brummton-Wahrnehmung geführt. Betroffene suche solche Orte, an denen sie diese Erfahrung gemacht haben, immer wieder gerne als Urlaubsziel auf – weil sie wissen, daß „Erholung“ von ihrem normalen Lebensalltag als Brummton-Opfer hier garantiert ist.

Wir sind davon überzeugt, daß Tinnitus-Patienten sich genauso verhalten würden. Wenn dies auch auf sie zutreffen würde. In der Regel nehmen sie ihren Tinnitus jedoch überall hin mit, wohin sie auch gehen. Für Brummton-Betroffene ändert sich jedoch die Wahrnehmung je nachdem, wo sie sich aufhalten. Natürlich kann es für einen Betroffenen eine Lösung sein, in seiner Heimat alle Zelte abzubrechen, nach Costa Rica oder nach Dubai zu ziehen, und sich dort niederzulassen, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Aber nicht wirklich.

Vergleiche zwischen Brummton und Tinnitus in der Behandlung

Solange, wie man nur an den Symptomen herumdoktort, gibt es durchaus vergleichbare Therapieansätze für Brummton und Tinnitus. Da es zunächst den Anschein hat, daß man den Brummton ebensowenig „abschalten“ kann wie einen Tinnitus, ist es von existenzieller Wichtigkeit für Betroffene, eine „Anpassungsphase“ zu durchlaufen, in der man lernt, sich an den Brummton „zu gewöhnen“. Aufgrund oben genannter Schwierigkeiten kann dies allerdings erheblich länger dauern als bei Tinnitus-Patienten. Psychologische Betreuung ist auf jeden Fall anzuraten, denn nur wenigen gelingt es, ihr alltägliches Leben auf einmal bei unregelmäßigem Wegfall ihrer Erholungsmöglichkeiten durch Schlaf zu meistern. Viele Brummton-Betroffene nutzen, ebenso wie Tinnitus-Patienten, die Möglichkeiten des Autogenen Trainings, um sich in ihrer Not zu behelfen.

Ebenfalls ähnlich wie bei Tinnitus greifen viele Brummton-Opfer zu Hilfsmitteln, um die akkustische Manifestation ihres Brummtons zu „maskieren“. Das heißt, sie installieren an ihrem Schlafplatz irgendeine Geräuschquelle, die bei Bedarf eingeschaltet werden kann, um den Brummton „zu übertönen“. Das können Heizlüfter, Zimmerspringbrunnen oder Ventilatoren sein. Die Tinnitus-Therapie hält zudem eine Anzahl von Raum-Akkustikgeräten bereit, die ein Zimmer mit Wellenrauschen, Regengeräuschen, zirpenden Grillen u.a. beschallen können. Auch diese Geräte können eine große Hilfe sein.

Als Betroffenen-Verband sind wir jedoch der Überzeugung, daß aus allen o.g. Gründen der Brummton eine äußere Quelle hat und daß das Eingehen auf die bloße Symptomatik unserer Brummton-Wahrnehmungen am eigentlichen Problem vorbeizielt. Unsere Wahrnehmung werden von außen induziert, wie die unterschiedlichen Manifestationen an verschiedenen Orten beweisen. Deswegen gibt es klar eine äußere Ursache für unser Problem. Unser eigentliches Ziel als Betroffene kann es nur sein, diese äußere Ursache zu identifizieren und sie abzuschalten, um endlich wieder unser Grundrecht auf einen gesunden, weil ungestörten Schlaf gewahrt zu wissen.

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